Damit liegt die Stadt im Jahr 2013 über dem Landesdurchschnitt von 23,2 Prozent.
Bei atypischen Beschäftigungsformen besteht häufig die Gefahr einer prekären Beschäftigung. Studien zeigen, dass in Mini-Jobs, bei Leiharbeit oder Teilzeitbeschäftigungen oft besonders wenig verdient wird. Mini-Jobs bieten nur geringe berufliche Perspektiven; oft werden den Mini-Jobbern grundlegende Arbeitnehmerrechte wie Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Pausenzeiten und bezahlter Urlaub vorenthalten. Mini-Jobber haben das höchste Niedriglohnrisiko.
"Als soziale Dienstleister etwa im Bereich der Pflege unterliegen wir als Freie Wohlfahrtspflege sogar selbst so starken ökonomischen Zwängen - aufgrund gesetzlicher und fördertechnischer Vorgaben -, dass auch bei unseren Sozialunternehmen die Zahl der Teilzeitstellen angestiegen ist", so Peter Spannenkrebs, Caritasdirektor des Caritasverbandes Gelsenkirchen. Was aus betrieblicher Sicht oder sogar auch für den einzelnen Erwerbstätigen akzeptabel sein mag, ist jedoch soziapolitisch problematisch. "Aus unserer gesellschaftlichen Verantwortung heraus haben wir die Verpflichtung, auf Missstände und Fehlentwicklungen hinzuweisen. Wir setzen uns daher für ein sozial gerechtes Handeln, Beschäftigen und Entlohnen ein. Gerade deswegen engagieren wir uns politisch für auskömmliche Rahmenbedingungen in der Pflege und anderen sozialen Arbeitsfeldern."
Aufstocken und Leiharbeit in Gelsenkirchen
Mehr als jeder vierte Hartz IV-Empfänger in NRW stockt auf - in Gelsenkirchen sind dies im April 2014 20,8 Prozent. 6829 erwerbstätige Leistungsberechtigte in Gelsenkirchen beziehen gleichzeitig Leistungen aus der Grundsicherung für Arbeitssuchende und Einkommen aus abhängiger oder selbstständiger Erwerbstätigkeit.
Der Arbeitslosenreport NRW berichtet, dass im Landesdurchschnitt 25 Prozent der Hartz IV-Empfänger in der Leiharbeitsbranche eine Arbeit aufnahmen. In Gelsenkirchen liegt mit 23 Prozent knapp unter dem Landestrend. Fast die Hälfte aller Leiharbeitsverhältnisse wird bereits nach weniger als drei Monaten wieder beendet, so der Arbeitslosenreport weiter. Außerdem sind die Löhne im Bereich der Leiharbeit besonders niedrig und der Anteil der Aufstocker unter den Leiharbeitern ist überdurchschnittlich hoch. Leiharbeit ist nur selten eine Brücke in den regulären Arbeitsmarkt und ermöglicht nur wenigen Personen gesicherte Beschäftigungsverhältnisse.
Hintergrund:
Die Wohlfahrtsverbände in NRW veröffentlichen mehrmals jährlich den "Arbeitslosenreport NRW". Darin enthalten sind aktuelle Zahlen und Analysen für Nordrhein-Westfalen; Basis sind Daten der offiziellen Arbeitsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit. Der Arbeitslosenreport NRW sowie übersichtliche Datenblätter mit regionalen Zahlen können im Internet unter www.arbeitslosenreport-nrw.de heruntergeladen werden.
Der Arbeitslosenreport NRW ist ein Kooperationsprojekt der Freien Wohlfahrtspflege NRW mit dem Institut für Bildungs- und Sozialpolitik (IBUS) der Hochschule Koblenz.