Dem Haus St. Anna wird eine "Dokumentenschönung" vorgeworfen. Caritasdirektor Peter Spannenkrebs: Da die Anforderungen der Dokumentation sehr hoch seien, gebe es natürlich immer Verbesserungsbedarf, aber: "Es wird auf keinen Fall systematisch betrogen oder irgendwas beschönigt."
Der Bericht unterstellt zudem eine gestiegene Sturzrate und wirft eine Lebensmittelrationierung vor: Beides stimmt nicht. "Wir werten unsere Sturzprotokolle derzeit aus. Natürlich gibt es Stürze in unserem Haus. Aber eine Steigerung seit dem Umbau hat es nicht gegeben", so Fachbereichsleiter Ulrich Kuhlmann. Und auch am Speiseplan habe sich nichts geändert. "Es gibt weder neue Lieferanten noch kleinere Portionen", so Kuhlmann.
Zum "Mobbing"-Vorwurf: "In unserem Haus gibt es kein Klima des Mobbings", versichert Spannenkrebs. Fachbereichsleiter Kuhlmann führt weiter aus: "Unser Haus St. Anna steht vor großen Veränderungen. Diese haben wir auch mit der Mitarbeitervertretung durchgesprochen. Ein Umbau ist schließlich für alle Bewohner, Angehörige und Mitarbeiter eine große Herausforderung und sehr anstrengend. Systematisch gemobbt aber wird niemand!"
In dem bezeichneten WAZ-Bericht heißt es weiter, Mitarbeiter "würden an den Pranger gestellt" und es "gebe einfach zu wenig Personal". Dem widerspricht Gabriele Borchmann: "Nachweisbar beschäftigen wir mehr Personal als wir durch unsere Pflegestruktur müssten. Werden Fehler in der Pflege gemacht, wird das durch unsere Führungskräfte selbstverständlich angesprochen - aber nicht an den Pranger gestellt." Zur Kommunikationsfähigkeit im Allgemeinen räumt Kuhlmann und Borchmann ein: "Natürlich wünschen wir uns, dass auch kritische Punkte angesprochen werden dürfen. Wie das in der Realität ist, müssen wir allerdings noch bewerten." Schulungen im Bereich der Gesprächsführung würden bereits angeboten und teilweise auch angenommen.
Der Caritas sei bewusst, dass es Fehler in der Kommunikation geben kann. Aber daran werde zurzeit gearbeitet, so Kuhlmann weiter.
Außerdem ist von unter dem Tisch gekehrten Überstunden die Rede. Hier findet Caritasdirektor Spannenkrebs deutliche Worte: "Das stimmt nicht. Wir haben feste Vereinbarungen. Auf Zeitarbeitskonten werden Überstunden festgehalten. Sie verfallen nicht, sondern werden entweder ausgezahlt oder abgebaut."
Im Bericht wird undifferenziert widergegeben: "Erst vor einigen Wochen sei die Heimaufsicht wegen einer Beschwerde im Haus gewesen." Die Bewertung der Beschwerde durch die Heimaufsicht wird im WAZ-Text nicht erwähnt - dabei bestätigt die Heimaufsicht, dass die Vorwürfe in einem Fall gar nicht bestätigt und in einem anderen Fall nur aufgrund eines fehlenden Datums in der Dokumentation teilweise bestätigt wurden. Zudem war der Medizinische Dienst der Krankenkassen erst letzte Woche im Haus St. Anna. Die Bewertung des Prüfers: "Die Bewohner machen durchgängig einen gepflegten Eindruck."
Zur Schlafbereitschaft: Hier hält sich der Caritasverband Gelsenkirchen an die Arbeitsvertragsrichtlinien (AVR) des Deutschen Caritasverbands.
Bereits am Morgen hatte der Artikel für große Aufregung unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gesorgt. Tenor aus Gesprächen und Einträgen in sozialen Netzwerken: Das stimmt so nicht. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pflege fühlen sich verleugnet und haben sich deshalb aus eigener Initiative an die WAZ gewandt, um in einem Gespräch selbst Stellung zu nehmen. Dieses Gespräch wird morgen Vormittag im Haus St. Anna stattfinden.
Auch die Mitarbeitervertretung (MAV) der Einrichtung distanziert sich von dieser Darstellung in der WAZ, so der Vorsitzende der MAV Kai von Minden.