Jeder Jugendliche, der die Schule ohne Abschluss verlässt, ist einer zu viel. Darin sind sich die Stadt Gelsenkirchen und der örtliche Caritasverband einig. Daher sei es wichtig, die Quote der Schulabbrecher deutlich zu senken, so der Tenor des heutigen Pressegesprächs, zu dem die Caritas Gelsenkirchen eingeladen hatte. Hintergrund der gemeinsamen Stellungnahme ist die neue Bildungsstudie, die der deutsche Caritasverband herausgegeben hat. Deutschlandweit hat die Caritas dabei ausgewertet, wie viele Jugendliche die Schule ohne Abschluss verlassen.
Methe Weber-Bonsiepen, Fachbereichsleiterin Kinder, Jugend und Familie, hat die Ergebnisse der Studie auf Gelsenkirchen übertragen und vorgestellt. 10,8 Prozent der Jugendlichen in Gelsenkirchen haben demnach im Jahr 2012 die Schule ohne Abschluss verlassen. "Damit hat sich die Abbrecherquote im Vergleich zu den Vorjahren ein wenig verbessert", resümierte die Fachbereichsleiterin. Und weiter: "Leider liegen wir damit jedoch weiterhin deutlich über dem Bundesdurchschnitt mit 5,6 Prozent." Es gelte also trotz des positiven Trends, die Bildungskette in Gelsenkirchen konsequent weiter auszubauen. Als Gründe für den Schulabbruch identifizierte Weber-Bonsiepen unter Berufung auf die Studie unter anderem die Arbeitslosenquote und den Anteil der Förderschüler.
Weber-Bonsiepen: "Bei der Bewertung der Daten aus dem Jahr 2012 muss beachtet werden, dass die Schülerinnen und Schüler etwa im Jahr 2002 eingeschult wurden." Seit 2004 seien in Gelsenkirchen die Offene Ganztagsschule und die Familienzentren ausgebaut worden. Konzepte der Familienförderung/ Familienbildung würden seit 2005 umgesetzt. "Um den Erfolg der Bildungsangebote zu bewerten, braucht man einen langen Atem. Da wir im letzten Jahrzehnt erhebliche Anstrengungen im Bildungsbereich unternommen haben, glaube ich, dass sich das Gelsenkirchener Ergebnis in den nächsten Jahren deutlich verbessern wird", gibt sich die Fachbereichsleiterin optimistisch. Das ändere jedoch nichts daran, dass die Bildungskette in Gelsenkirchen konsequent weiter ausgebaut werden müsse.
Ergebnisse der Studie im tabellarischen Überblick
Situation in Gelsenkirchen - NRW - Deutschland (2012)
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Gelsenkirchen, Kreisfreie Stadt |
Nordrhein-Westfalen |
Deutschland |
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Schulabgänger ohne Abschluss 1 |
10,8 % |
5,4 % |
5,6 % |
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Förder- und Sonderschüler 2 |
6,9 % |
4,3 % |
4,2 % |
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Arbeitslosenquote |
14,3 % |
8,1 % |
6,8 % |
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Beschäftigte ohne Berufsausbildung (2011) 3 |
15,2 % |
15,3% |
13,5 % |
|
Ausländische Schüler 4 |
16,5 % |
8,8 % |
7,3 % |
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Bruttoinlandsprodukt (2011) 5 |
29308 € |
32078 € |
31702 € |
1 Anteil der Abgänger ohne Hauptschulabschluss, gemessen an Siebtklässlern der Jahre 2007 und 2006 je Bundesland
2 Anteil der Förder- und Sonderschüler an allen Schülern allgemeinbildender Schulen
3 Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ohne abgeschlossene Berufsausbildung
4 Anteil der ausländischen Schüler an den Schülern der allgemeinbildenden Schulen
5 Bruttoinlandsprodukt je Einwohner
Vergleich Gelsenkirchen - Herne (2012)
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Herne, Kreisfreie Stadt |
Gelsenkirchen, Kreisfreie Stadt |
Deutschland |
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Schulabgänger ohne Abschluss 1 |
8,2 % |
10,8 % |
5,6 % |
|
Förder- und Sonderschüler 2 |
4,6 % |
6,9 % |
4,2 % |
|
Arbeitslosenquote |
13,1 % |
14,3 % |
6,8 % |
|
Beschäftigte ohne Berufsausbildung (2011) 3 |
15,3 % |
15,2 % |
13,5 % |
|
Ausländische Schüler 4 |
13,6 % |
16,5 % |
7,3 % |
|
Bruttoinlandsprodukt (2011) 5 |
20251 € |
29308 € |
31702 € |
Vergleich 2012 - 2011
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Gelsenkirchen, Kreisfreie Stadt |
Herne, Kreisfreie Stadt |
Nordrhein-Westfalen |
Deutschland |
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Schulabgänger ohne Abschluss 2012 |
10,8 % |
8,2 % |
5,4 % |
5,6 % |
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Schulabgänger ohne Abschluss 2011 |
12,3 % |
7,3 % |
5,7 % |
6,0 % |
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Differenz |
-1,5 % |
+0,9 % |
-0,3 % |
-0,5 % |
Die Studie wurde vom Deutschen Caritasverband und dem Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung in Essen erstellt. Die Basisdaten stammen von den Statistischen Ämtern des Bundes und der Länder, weiterführende Berechnungen nahm die Caritas selbst vor. Quoten und Hintergrundinformationen können ebenso wie die Studie "Bildungschancen vor Ort" im Internet unter www.caritas.de/bildungschancen abgerufen werden.